Die Birke – Heilkraut oder Plage?

Für die einen ist die Birke der typische Frühjahrsbaum, dessen zartgrüne Blätter uns erfreuen und auch gesundheitlich unterstützen. Für die anderen ist die Birke eine wahre Plage, denn ihre Pollen bescheren vielen Allergikern Beschwerden wie Schnupfen, Augenjucken oder Niesanfälle. Lesen Sie mehr, was die Birke zu bieten hat und worauf Allergikerinnen achten können.

Die weiße Göttin – Fürsorge, Liebe und Schutz

© JackF - Fotolia.com
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Birken sind beliebte Bäume in Gärten oder Alleen und vor allem wegen der weißen Rinde leicht zu erkennen. Ihr Stamm ist im Vergleich zu anderen Bäumen eher schlank und zierlich. Die biegsamen Äste sind voll von vielen, eher kleinen Blättern, deren Ränder leicht gezackt sind. Durch die weit auslaufenden Wurzeln können Birken fast auf jedem Boden wachsen, bereits nach 7-8 Jahren haben die Bäume eine stattliche Größe erreicht, sind blühfähig und produzieren reichlich weit fliegende Samen, die die Verbreitung weiter fördern.

Unsere Vorfahren verehrten die Birke (bherek = indogermanisch: hell, glänzend) als heiligen Baum und für viele ist sie heute noch ein Symbol für die weiße Göttin, die uns dabei unterstützt, uns von Altem zu befreien, Platz zu schaffen für das Neue. Der gälische Name für Birke (=beith) bedeutet auch Beginn, Anfang. In der Volksmedizin steht die Birke deshalb für Reinigung, was perfekt zum Frühling passt. Die Nacht des ersten Mai (Beltane, Walpurgisnacht) verbrachte man früher in Birkenwäldern, wo sich die Menschen an der Liebe zueinander erfreuten und die Fruchtbarkeit der Natur ehrten. Nach einem Brauch in Wales schenkten sich Menschen, die sich zueinander hingezogen fühlten, Birkenzweige als Zeichen ihrer Zuneigung. Die Erwiderung dieser Geste galt als Bestätigung der Zuneigung durch die andere Person. Bis heute ist die Birke symbolisch ein Baum, der für weibliche fürsorgliche Qualitäten steht, für Liebe und Schutz. Getrocknete Birkenblätter wurden deshalb auch in die Wiege eines Neugeborenen gestreut. Weiters gilt der weiße Birkenstamm als Symbol des Lichts und wird der Birke die Kraft, Negatives abzuwehren, zugeschrieben.

Vielfältige Nutzung

© nikkytok - Fotolia.com
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Birken sind nicht nur schön anzusehende Zierpflanzen, sie liefern eine Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten.  Seit mehr als 50.000 Jahren entwickelten den Menschen z.B. Verfahren, Birkenpech herzustellen. Birkenpech gilt als erster systematisch hergestellter „Kunststoff“ und wurde zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen genutzt.  Aufgrund der geringen Tragkraft und Beständigkeit wird die Birke  nicht als Bauholz verwendet, aber es eignet sich sehr gut für die Herstellung von Holzschuhen oder Wäscheklammern bzw. lässt sich das Holz auch gut schnitzen und drechseln. Nordische Holzschnitzer fertigen aus Birkenholz traditionelle Trinkgefäße, die Guksi. Die Birkenrinde wird traditionell  zur Herstellung von Spanschachteln eingesetzt. Durch den Trend zu Öko-Produkten leben alte Traditionen wieder auf und  Vorratsbehälter, Schuhe, Schreibunterlagen oder Rucksäcke werden wieder vermehrt aus Birkenrinde hergestellt. Birkenrinde ist in zwei Schichten gegliedert, aus dem oberen Teil wird Birkenteer und Birkenöl produziert, der untere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden. Unschlagbar für die Reinigung von grobem Pflaster sind die sogenannten „Reiserbesen“, Besen aus Ästen und Zweigen der Birke. In der finnischen und russischen Sauna werden Birkenzweige als Badequast zum Abschlagen des Körpers verwendet. Dadurch wird die Haut gut durchblutet, was auch den Reinigungsprozess des Körpers optimal unterstützt. Zu guter Letzt ist Birke auch ein beliebtes Brennholz. Dank der in der Rinde enthaltenen ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand und ist so bestens zum Entzünden eines Feuers geeignet.

Von Birkenblatt bis Birkensaft

Blätter, Blattknospen und Birkensaft sind in der Heilkunde sehr beliebt. Die Birke wird in traditionellen Heilsystemen dem Element Luft oder Wasser zugeordnet, woraus sich eine Stärkung von Blase und Niere ableitet. Bei Blaseninfektionen bringt ihre flüssigkeitstreibende und desinfizierende Wirkung Erleichterung. Wegen der blutreinigenden Wirkung wird Birkenblätter-Tee auch gegen Rheuma, Gicht und Hauterkrankungen (vor allem bei Stoffwechselstörungen) empfohlen. Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Saponine, Gerbstoffe, ätherische Öle und Vitamin C.  Rinde und Blätter der Birke enthalten weiters nennenswerte Mengen des natürlichen Schmerzmittels Acetylsalicylsäure, das in künstlicher Form zum Beispiel im Aspirin enthalten ist. Zu medizinischen Zwecken werden vor allem die Blätter der Birke und Birkensaft zu Teezubereitungen und Fertigpräparaten verarbeitet. Aus dem Holz und der Rinde der Birke wird durch Destillation Birkenteer gewonnen, welches als Hautsalbe Verwendung findet.

© Heike Rau - Fotolia.com
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In den Monaten März bis Mai ist Hochsaison für Birkensaft, ein süßlich schmeckender, mineralstoffreicher und belebend wirkender Saft aus den Leitbahnen der Birke. Meist wird der Stamm angezapft, für den Baum schonender ist es, einen eher waagrecht wachsenden, fingerdicken Zweig mit der Gartenschere abzuschneiden, eine Flasche über den Stumpf zu stülpen und diese über Nacht vom Baum befüllen lassen. Der abgeschnittene Zweig ergibt mit Kirschzweigen einen schönen Frühjahrsstrauße und wird so ebenfalls sinnvoll verwertet. Birkensaft soll gegen Haarausfall helfen und war früher Bestandteil von Birken-Haarwasser. Neben der Stärkung des Haarwuchses sind Tee und Saft sehr beliebt für Frühjahrskuren zur Entgiftung und Entschlackung des Bindegewebes und gegen Frühjahrsmüdigkeit.  Um selbst gezapften Birkensaft haltbarer zu machen, werden jeder Flasche 4 bis 6 Gewürznelken und etwas Zimt hinzugefügt. Von dem Birkensaft nimmt man täglich 4 bis 6 Eßlöffel. Mit Birkensaft werden auch schlecht heilende Wunden gereinigt und Ausschläge und  Schuppen behandelt. Der Saft enthält Invertzucker, wodurch er zu Birkenwein vergoren werden kann – ein in Russland beliebtes Getränk, welches auch als Stärkungsmittel für (impotente) Männer gilt. In Finnland werden Birken zur Gewinnung des Zuckeraustauschstoffes Xylitol (ein Zuckeralkohol) heran gezogen und kommt als „Birkenzucker“ in den Handel.

Birkenblätter können Sie sammeln, an einem luftigen Ort trocknen und in dunklen Gefäßen aufbewahren. Getrocknete Birkenblätter und Fertigpräparate aus Birkenblättern erhalten Sie in Apotheken, Reformhäusern und Bioläden.

Grundrezept für Birkenblättertee: Einen gehäuften Esslöffel getrocknete Birkenblätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und täglich drei Tassen zwischen den Mahlzeiten trinken.

Schmerzlinderndes Birkenblätter-Bad bei Rheuma: Übergießen Sie 250 g getrocknete, kleingeschnittene Birkenblätter mit zwei Litern kochendem Wasser und lassen Sie den Ansatz zehn Minuten ziehen. Gießen Sie den abgeseihten Sud in ein warmes Vollbad und baden Sie bei Gliederschmerzen 15 Minuten lang darin.

Haarkräftigende Birkenblätter-Spülung: Übergießen Sie zwei Esslöffel kleingeschnittene Birkenblätter mit einem Liter Obstessig und lassen Sie alles zwei Wochen an einem warmen Ort ziehen. Filtern Sie den Ansatz ab. Verdünnen Sie jeweils einen Teil des Birkenessigs mit drei Teilen Wasser und spülen Sie Ihre Haare nach dem Waschen damit.

Birkenpollen und Heuschnupfen

© Trueffelpix - Fotolia.com
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Birkenpollen sind ein hochpotentes Allergen und eine wahre Plage für viele Allergiker. Der Anteil jener Allergiker, die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der Uni Wien von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als Alleebäume gepflanzt. So sind nicht alle über die ersten Sonnenstrahlen im Frühling erfreut, für Allergiker beginnen damit die Beschwerden. Birkenpollen zählen leider zu den aggressivsten Pollen überhaupt, keine andere Pflanze gibt mehr Pollen an die Umwelt ab, als die Birke. Die Betroffenen können ihnen kaum entkommen, denn die Pollen landen mit Leichtigkeit auch in den Innenräumen. Der Wind kann die Pollen hunderte Kilometer weit wehen, so dass man auch in Regionen mit wenigen Birken allergische Beschwerden bekommt. Am besten ist man auch vor den Birkenpollen, im Hochgebirge und am Meer geschützt.

Zumeist macht sich eine Allergie gegenüber Birkenpollen durch Jucken der Augen und Nase bemerkbar. Häufig kommt es auch zu einer Schwellung der Schleimhäute im Rachen und zu Niesanfällen – die Symptome sind oft schwierig von einer Erkältung zu unterscheiden. Durch längere Beobachtung kann man dann aber häufig einen grippalen Infekt ausschließen, eine ärztliche Diagnose schafft ebenfalls Klarheit. Betroffene sollten Symptome nicht ignorieren, weil eine Allergie häufig der Anfang für chronische Beschwerden ist. Werden die Symptome zu lange ignoriert kann sich chronisches Asthma entwickeln – man spricht hier von einem Etagenwechsel, da nun die Schleimhäute so stark entzündet sind, dass eine Schädigung des Gewebes feststellbar ist. Wer also im Frühjahr mit vermehrten Hustenanfällen oder sonstigen körperlichen Störungen zu kämpfen hat, der sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Wer auf Birkenpollen allergisch reagiert kann grundsätzlich im Verlauf auch Kreuzallergien gegen Lebensmittel wie Apfel, Birne, Karotte oder Nüsse entwickeln. Eine Ernährungsberatung nach TCM kann hier aber gute Unterstützung leisten, vor allem in den Monaten der Pollenflugzeit bzw. auch vorbereitend über die Wintermonate, damit Organismus und Körper gestärkt sind und weniger Symptome entwickelt.

mehr Kreuzallergien: Allergische Reaktionen durch Nahrungsmittel verhindern (integrative-ernaehrung.com)

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